Die spätmittelalterliche Kirche von Boswil wurde 1913 profanisiert. Seit 1953 ist sie in Besitz einer Stiftung, aus der das heutige Künstlerhaus Boswil hervorging. 2017 wurde auf der Südseite der Kirche ein Foyer angebaut. Die Herausforderung war, die Atmosphäre auf dem exponierten, mit einer Steinmauer gefassten Moränenhügel zu wahren: Entstanden ist ein Glashaus, Inspiration waren die früher häufig anzutreffenden Vorzeichen. Parallel zur Kirchenfassade steht nun eine Sitzbank aus geschliffenem Beton. Darauf gründen vier geölte Fichtenholzstützen mit der für sakrale Architektur typischen Entasis (=Schwellung). Das Pultdach schwingt sich kühn empor und schliesst an die Kirchenfassade an. Das Foyer steht als filigrane Metall-Glas-Konstruktion separat unter dem Dach. Dank dessen weiter Auskragung erübrigen sich Sonnenschutzmassnahmen. Die Stirnseiten des Glashauses lassen sich öffnen, sodass das Foyer im Sommer zum luftigen Schattenspender mutiert. Eine geschwungene Treppenskulptur aus lokalem Mägenwiler Muschelkalk inszeniert den Zugang zur Kirche, die heute als Konzertsaal dient. Ein Lift ermöglicht einen barrierefreien Zugang zur Kirche und zum Untergeschoss. Er versteckt sich ebenso wie die Kellertreppe hinter der Treppenskulptur. Das über 9 Meter spannende Dach ist aus 220 Stück gebogenen, 60 Millimeter schmalen Brettschichtholzträgern geformt, die eine feingliedrige Deckenuntersicht bilden. Kleine Füll-Klötze dienen der Stabilität der Träger. Der Dachrand kragt äusserst filigran aus, da hier auf ein Unterdach verzichtet wurde. Das neue Foyer fügt sich sensibel in den Kontext ein und beweist das Freiform-Potential von Holzkonstruktionen.
Kurz, Daniel: Ein Tier im Garten, in: Werk, Bauen + Wohnen 9/2017, S. 69_71. – Herzog, Andreas: Subtiler Schwung, in: Hochparterre. 6–7/2017, S. 67. – Künstlerhaus Boswil, in: Lignum Holzbulletin 125/2017, S. 2982–2987. – Von Büren, Charles: Geformtes Tragwerk, in: TEC21 22/2017, S. 26–28
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