Das spätmittelalterliche Haus an der Grabenstrasse 10 ist Teil einer Häuserzeile, deren Flucht die längst abgebrochene, erste Stadtmauer Zugs nachzeichnet. Der heute verputzte Bohlenständerbau wurde 1375 nach einem Stadtbrand errichtet und schliesst Restmauern eines abgebrannten Steingebäudes in den Baukörper ein. Er umfasste nach Bauabschluss drei Obergeschosse und war damit ein Geschoss höher als das durchschnittliche Zuger Stadthaus. Im Jahr 1582 wurde das Dach erneuert und die Bohlen teils durch gemauerte Ausfachungen ersetzt. Verschiedene weitere Anpassungen, wie etwa die Erneuerung der Fenster im 18. Jahrhundert, zeugen von der stetigen Instandhaltung und Modernisierung. Im 19. Jahrhundert, als die Industrialisierung zu einem massiven Bevölkerungszuwachs führte, wurde das Gebäude um ein Geschoss in Fachwerkbauweise erhöht und die Befensterung zur Grabenstrasse erneuert. 1912 liess sich der Wurstfabrikant Leo Mäser im Haus eine Werkstatt und ein Ladenlokal einrichten. Die grossen Schaufenster zur Grabenstrasse sind noch heute erhalten. Noch heute dient der zwischenzeitlich denkmalgerecht sanierte Bau als Wohn- und Geschäftshaus und zeugt so von der Dauerhaftigkeit mittelalterlicher Holzarchitektur.
Direktion des Innern ZG, Amt für Denkmalpflege und Archäologie (Hg.): Inventarblatt, Zug, Grabenstrasse 10. Stand 2023 (Archiv Denkmalpflege- und Archäologie Zug). – Boschetti-Maradi, Adriano; Remy, Heini: Zug, Grabenstrasse 10, Wohnhaus, in: TUGIUM 29/2013, S. 52–54. – Boschetti-Maradi, Adriano: Achäologie der Stadt Zug, Bd. 1. Zug 2012, S. 51, 53f, 154, 256f. – Boschetti-Maradi, Adriano; Remy, Heini: Zug ZG, Grabenstrasse 10, in: Jahrbuch Archäologie Schweiz 95/2012, S. 220. – Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.): INSA, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1950 (Bd. 10): Winterthur, Zürich, Zug. Zürich 1992, S. 516. – Luthiger, Viktor: Die Altstadt-Oberegasse in Zug und ihre Bewohner, in: Zuger Kalender 83/1938, S. 48–62. – Birchler, Linus: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug (Bd. 2): Die Stadt Zug. Zug 1935, S. 515.
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