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Glossar

Ständerbau

Kennzeichnend für den Ständerbau ist der Lastabtrag über ein senkrechtes Ständergerüst und damit einer Beanspruchung der Bauteile längs zur Holzfaser. Es ist eine effiziente und damit materialsparende Bauweise, die zudem geringe Setzungen aufweist. Die Ständer können über mehrere Geschosse beziehungsweise bis zum Dach durchgehen (Geschossbauweise) oder geschossweise gestossen sein (Rähmbauweise). Die Geschossbauweise erfordert den Einbau von Ankerbalken, die als Auflager für die Deckenkonstruktion dienen. Ständerbauten sind mittels angeblatteter Kopf- oder Fusshölzer, welche die Ständer mit der Schwelle, dem Ankerbalken bzw. dem Bundrähm verbinden, ausgesteift.

Bohlenständerbau: angeblattetes Fussband; 1) Ständer mit Nut und Blattsasse, 2) Holznagel, 3) Blockbohlen mit Nut und Kamm, 4) Schwellholz. Zeichnung: Elia Schneider, 2024
Bohlenständerbau: angeblattetes Fussband; 1) Ständer mit Nut und Blattsasse, 2) Holznagel, 3) Blockbohlen mit Nut und Kamm, 4) Schwellholz. Zeichnung: Elia Schneider, 2024

Die Anfänge des Ständerbaus datieren aus der Zeit der Pfahlbauer. Aus der Römerzeit sind bereits Ständerbauten mit Schwellhölzern bekannt. Seit dem Mittelalter wurde vor allem der Raumabschluss des Ständerbaus verbessert. Sind etwa Bohlen mit einer Breite von 8 bis 15 Zentimetern zwischen die Ständer eingenutet, spricht man vom Bohlenständer- oder Fleckbau.

Bohlenständerbau: Eckverbindung und Schemaskizze. Zeichnung: Elia Schneider, 2024
Bohlenständerbau: Eckverbindung und Schemaskizze. Zeichnung: Elia Schneider, 2024

Wurden hingegen Kanthölzer in der Breite der Ständer verwendet, spricht man vom Blockständerbau. Eine regionale Besonderheit sind die sogenannten Bundwerke im Unterengadin, bei denen das Ständerwerk innen mit Holz verschalt wurde. Für landwirtschaftliche Bauten sind Verbretterungen des Gerüsts oder gitterartig eingezapfte Balken zu finden, womit sich Öffnungen ergeben, welche einer Durchlüftung z.B. des Heuraums sorgen.

Der Ständerbau prägt insbesondere das Schweizer Mittelland seit der frühen Neuzeit. Entsprechend der Wirtschaftsform des Ackerbaus stand zur Dachdeckung Stroh zur Verfügung. Strohdächer erforderten eine Dachneigung von über 45 Grad, die in der Regel mithilfe eines Sparrendachs hergestellt wurde.

Die Ständerbauweise gilt als Vorläufer des Fachwerkbaus, welcher zumeist kleinfeldriger ausgeführt ist als die Ständerbauten. Die moderne Ständerbauweise wird als Rahmenbauweise bezeichnet.

Literatur

Affolter, Heinrich Christoph; von Känel, Alfred; Egli, Hans- Rudolf: Die Bauernhäuser des Kantons Bern: Das Berner Oberland (Bd. 1): Basel 1990.

Moser, Brigitte: Spätmittelalterliche und frühzeitliche Holzbauten im Kanton Zug: Der Bohlenständerbau: Zug 2015

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