Der Pavillon liegt in der Parkanlage der Fischzucht am Blausee im Berner Oberland. Schon seit dem 19. Jahrhundert zog der See mit glasklarem Wasser Tourist:innen an. Das Kleingebäude beherbergt die Quellfassung sowie ein Bistro und eine Toilettenanlage. Das Architekturbüro Hildebrand liess sich von der Gestaltung historischer Berner Bauernhäuser inspirieren und realisierte einen Ständerbau mit ausladendem Walmdach. Die Dachhaut besteht aus einer dreilagigen Schindeldeckung in der «geschleiften Fribourger-Technik», die sich durch abgerundete Grate auszeichnet. Eine kleine Irritation, denn schindelgedeckte Walmdächer sind im Kandertal exotisch. Dieser Dachtyp war vor allem in Fribourg und im Berner Mittelland verbreitet, während im Kandertal Satteldächer mit grossen Brettschindeln üblich waren. Für die Realisierung zeichnete sich einer der letzten Berner Oberländer Schindelmacher verantwortlich. Auf eine Dachrinne wurde verzichtet, sodass das Regenwasser wie bei den historischen Vorbildern wie ein Vorhang von den Dachkanten tropft. Dabei garantiert der grosse Dachüberstand dennoch einen guten Spritzwasserschutz. Auf der Ostseite wurde das Dach um rund zwei Meter über die Fassadenflucht verlängert und abgestützt, sodass vor dem Bistro ein geschützter Vorplatz entsteht. Die Architekten realisierten mit dem Pavillon einen sorgfältig gestalteten und ausgeführten Bau, der traditionelle Zimmermannstechnik und zeitgenössische Holzbauweise verbindet.
Wasserhaus am Blausee in Kandergrund, in: baunetzwissen.de, (19.1.2024). – Schwarzer, Tobias: Best architects 19. Düsseldorf 2019, S. 344. – Schweizerisches Architektur Museum (Hg.): Schweizweit. Basel 2016, S. 43.
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