Das aus dem Jahr 1783 datierende Bauernhaus gehört zu den prägendsten Bauwerken im Dorfkern von Würenlingen, es zeugt von der ländlichen Baukultur im Spätbarock. Der massive Baukomplex ist dreiteilig, er bestand aus einem Wohn- und einem Ökonomieteil sowie einem rückseitigen Anbau. Neu wird das Gebäude als Kulturzentrum genutzt. Hierfür wurde der Wohnteil zu Büroräumen umgestaltet und ertüchtigt, der Ökonomieteil bis auf die Grundmauern rückgebaut und zu einem Festsaal umgestaltet und der Anbau durch einen neuen Holzannex ersetzt. Der Annex beinhaltet die Erschliessung. Im Zentrum der Dorfschüür steht der Festsaal im ersten Obergeschoss, der bis zu 200 Personen in Bankettbestuhlung fasst. In das historische Bruchsteinmauerwerk wurden Geschossdecken in Holz-Beton-Verbundbauweise eingebracht. Eine Zangenkonstruktion, die über die gesamte Hausbreite spannt, überträgt die Deckenlast des Festsaals über Stützen in die Bodenplatte. Auf Höhe des Kniestocks wurde strassenseitig ein Fensterband platziert, das ob des abgeschleppten Satteldachs am Aussenbau jedoch kaum in Erscheinung tritt. Davor erhebt sich eine auf einem dreiteiligen Holzgerüst eine Binderkonstruktion, bei der das traditionelle Zugband eines Trapezbinders durch Zugstäbe ersetzt wurde. Die Dachflächen sind mit Schafwolle gedämmt und mit Stoff bespannt, was die Akustik des Festsaals optimiert und für ein natürliches Raumklima sorgt, ebenso die Wände aus Kalkputz und der Eichenriemenboden. Die Reduktion der Holzquerschnitte, Prämisse des ganzen Umbauprojekts, führte zu aussergewöhnlich eleganten Lösungen und zeigt, dass Weiterbauen in Holz auch im muralen Baubestand zu überzeugenden Lösungen, insbesondere zu einem einzigartigen Festsaal führen kann.
Best Architects, 2022
Wagner, Alexander: 22 Jahre nach dem Kauf: Dorfschüür lässt die Herzen höher schlagen, in: Aargauer Zeitung 26.10.2020.
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