Beim Gebäude an der Käsereistrasse handelt es sich um eine historische Trouvaille. Mit Baudatum 1470 ist es eines der ältesten, noch bewohnten Holzhäuser der Schweiz. Erhalten hat sich nicht nur die bauzeitliche Tragstruktur, sondern es sind auch zahlreiche mittelalterliche Wandfüllungen, Zierelemente sowie Inschriften überliefert. Architektin Mireya Heredero sowie Vertreter der Denkmalpflege und Eigentümerschaft ermöglichten es, gleichzeitig die historische Substanz zu wahren und das Haus zeitgemässen Wohnansprüchen gerecht zu machen. Viele historische Oberflächen blieben sichtbar erhalten, darunter auch dunkel gefärbte Bohlenwände. Die schwarze Färbung dieser Balken entstand nicht durch Verschmutzung, sondern es handelt sich um einen gezielt angebrachten Anstrich, der vermutlich im Mittelalter einerseits modisch war und andererseits das Holz vor Schädlingen schützte. Solche Schwarzfassungen konnten bisher hauptsächlich in der Innerschweiz nachgewiesen werden. Das Haus in Auw zeigt, dass die Praxis auch in anderen Gebieten verbreitet war. Konstruktiv handelt es sich um einen Bohlen-Ständer-Bau mit gemauertem Erdgeschoss. Das Dach ist mit einem zeittypischen, flachen Tätschdach gedeckt. Dabei ruhen die Pfetten auf einem stehenden Stuhl. Um die wertvollen Wandoberflächen im Innern zu bewahren, wurde eine Aussendämmung angebracht und die Fassaden verschindelt. Der Bau ist ein eindrücklicher Zeuge mittelalterlicher Bau- und Wohnkultur und beweist deren Dauerhaftigkeit.
Kantonale Denkmalpflege Aargau (Hg.): DSI-AUW012 Käsereistrasse 13, 1469-70 (Dossier Denkmalschutzinventar, abgerufen am 20.8.2024) – Hauri, Raya: Fischleim und Obstbaumgummi, in: Umbauen + renovieren. Das Magazin für Modernisierung. 3/2024, S. 48–58.
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