Einen Strassenzug nördlich der katholischen Kirche von Bonaduz befindet sich das Pfarreizentrum, bestehend aus zwei Einzelbauten und einer markanten Passerelle. Walter Bieler plante das architektonische Kleinod mit Rücksicht auf die kleinkörnige Dorfarchitektur. Über den Grundmauern eines abgebrochenen Stalles realisierte er einen zweigeschossigen Hauptbau mit Satteldach, der ein Sitzungszimmer im Erd- sowie einen bis zum First reichenden Saal im Obergeschoss umfasst. In Anlehnung an ländliche Ökonomiebauten verschindelte er das Gebäude mit Stoss an Stoss gesetzten Lärchen-Brettschindeln. Der zweite Bau bietet auf zwei Geschossen Platz für Garderoben, Küche und Lagerräume. Das Flachdach und eine senkrechte Beplankung aus Fichtenholz heben den Nebentrakt gestalterisch vom Hauptbau ab. Eine dem Gelände geschuldete Besonderheit ist die Zugänglichkeit des Erschliessungsbaus: Er besitzt nicht nur einen direkten Eingang im Erdgeschoss und einen Verbindungsgang zum Hauptbau, sondern ist auch über eine mehr als 10 Meter lange Passerelle mit der Strasse verbunden. Der «schwebende Flur» wird von einem quer vorgespannten Brettschichtholz-Blockträger getragen, an welchem der Boden mittels einer lattenartigen Wandkonstruktion aufgehängt wurde. Die Passerelle ermöglicht einen schwellenfreien Zugang vom Parkplatz bis zum grossen Saal. Die differenzierte und sorgfältige Gestaltung, die mit unterschiedlichen Formen, Verkleidungen und Positionierungen spielt, erzeugt eine collagenhafte Spannung und schenkt dem Holzbauensemble eine hohe architektonische Qualität.
Prix Lignum, 2009, Region Ost, Anerkennung
Kirchliche Bauten: Katholisches Pfarreizentrum Bonadutz, in: Holzbulletin 93/2009, S. 1906–1910. – Eine göttliche Passage – Pfarreizentrum, in: swiss-architects.com, (17.9.2008).
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