Heute prägen vornehmlich steinerne Bauten die Architekturlandschaft des Jura. Jüngere Forschungen verraten jedoch, dass der Steinbau in der Region erst seit dem 17. Jahrhundert dominant wurde. Im Dorf Grandval zeigt sich dies an der «maison du Banneret-Wisard». Das Haus ist eines der ältesten erhaltenen Gebäude im Jura. Der heutige Mischbau geht auf einen 1535 errichteten Bohlen-Ständer-Bau zurück, dessen Traggerüst auf Schwellbalken ruhte und der von einem schwach geneigten Pyramiddach abgeschlossen wurde. Das Dach beschirmte eine Rauchküche, zwei Kammern im Norden sowie einen Ökonomiebereich mit Stall. Während mehreren Umbauphasen wurde das Haus nach und nach vergrössert und versteinert. Um 1550 ummauerte man die Küche, um 1800 fügte man im Norden zwei gemauerte Wohnräume an. Zudem wurden verschiedene bisher hölzerne Wände durch Mauern ersetzt. Im 19. Jahrhundert wurde eine Unterkellerung ergänzt, 1905 der Stallbereich in Massivbauweise erweitert. Trotz der Umbauten stammen insbesondere grosse Teile des Dachwerks sowie der Nordwand bis heute von 1535. Nach dem Tod des letzten Bewohners, der bis 1982 ohne Strom und fliessend Wasser im Haus lebte, wurde das Gebäude zum Museum umgenutzt. Der Bau macht rund 500 Jahre jurassischer Baukultur erfahrbar und belegt den dort um 1600 einsetzenden Wandel von der hölzernen zur steinernen Baukultur.
Gerber, Christoph; Frey, Jonathan: La maison rurale des 16e et 17e siècles dans le Jura bernois. Un quart de siècle d’archéologie du bâti : de Grandval à Villeret et d’Évilard à Sornetan (Hefte zur Archäologie im Kanton Bern 13). Bern 2024, S. 23–117.
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