Ein äusserst typischer Holzbau ist eine Baracke. Eine Baracke kennzeichnet ihre schlichte Konstruktion, ihre standardisierten Bauteile sowie die Möglichkeit, diese jederzeit zu demontieren und an einem anderen Ort wieder aufzustellen. Die Kontradiktion, dieses Sujet zum Motiv eines Wohn- und Galeriehauses für einen Kunstsammler zu machen, liegt im Experiment der Gestaltung und der Materialisierung sowie im Brückenschlag zur Kunstsammlung und datiert in die Anfangsphase von HdM. Der Ausstellungsraum ist in das Terrain gefügt. Ein ebenfalls aus Sichtbeton gefertigter Riegel trennt den gefassten Vorplatz vom Freisitzpatz im Garten. Die Geschossdecke zeichnet sich als feine Linie ab. Es gibt grosse Tore, kleine Fenster und schmale Schlitze. Auf dem mächtigen, skulptural durchgeformten Sockelgeschoss steht eine Baracke. Die einfache Ständerkonstruktion ist mit einem Kleid aus Beton, mit versteinerten Brettern, geschlossen. Hölzerne Deckleisten schliessen die Fugen. Die Fenster sind dem Konstruktionsraster untergeordnet. Ein banales Sparrendach beschliesst das Kunstsammlerhaus. Das Ensemble besticht durch seine absolute Einfachheit. Die völlige Neuinterpretation eines etablierten Sujets sowie überraschende Materialexperimente bestimmen das Œuvre von HdM bis heute.
Steinmann, Martin: Formen für einfache Bauten, in: Werk, Bauen + Wohnen 10/1987, S. 50–57.
Bilder