Das Grossbauernhaus Spillmatt, auch «Planzerhaus» genannt, ist einer der bedeutendsten Urner Profanbauten und prägt den Kern des Tellendorfs Bürglen. Der Sitz dreier Landammänner gehört zu den ersten steilgiebligen Blockbauten des Schächentals und setzte mit einer Trinkstube mit aussergewöhnlicher Wandbemalung im Sockelgeschoss und einem Saal im Dachgeschoss Massstäbe, die Nachahmung fanden. Der Block ist traufseitig bündig auf den Sockel gesetzt, schauseitig kragt er leicht vor. Die kielbogig gekerbte Schwelle und die Klötzchenfries auf Brüstungshöhe werden von den barocken Zugläden teilweise überdeckt. Die Stube sticht mit einem Band aus fünf Fenstern hervor, die restlichen 31 Räume – inklusive zweier Gewölbekeller – sind individuell befenstert. Lauben im ersten Obergeschoss und Klebdächer beleben die Fassaden. Die hintere Haushälfte ist ein Massivbau. Die Trennwände sind hier in Fachwerk ausgebildet. Die Ausstattung erfuhr im 19. Jahrhundert einige Modernisierungen. Insgesamt gestaltet sie sich jedoch deutlich reicher als der schlichte Blockbau. Herausragend sind auch die drei – ehemals vier – Öfen und deren Auswirkung auf die Statik, vor allem im Dachgeschoss. Das Haus wurde ab 1991 während 15 Jahren von der Besitzerfamilie unter Hinzuziehung von Experte:innen sensibel restauriert und setzte damit Massstäbe für die Denkmalpflege im Schächental.
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