Das im Jahr 1903 erbaute Brienzer Schulhaus musste um eine Doppelturnhalle erweitert werden. Dem sensiblen denkmalgeschützten Bauensemble folgend wurde die Lösung in einem Wettbewerbsverfahren eruiert. Der 23,5 x 44 Meter grosse Erweiterungsbau nimmt sich zurück und wahrt damit die identitätsstiftende Rolle des historistischen Schulhauses. Aus Gründen des Hochwasserschutzes wurde ein Betonwanne in das ufernahe Grundstück eingebracht, das am Aussenbau als Sockel in Erscheinung tritt. Das Hallentragwerk besteht aus einer Zangenkonstruktion, in die schmale Leimbinder gespannt sind. Die Untersicht der Träger ist gerundet und gibt dem Innenraum einen wohltuenden, feinen Rhythmus. Unterhalb der Traufe ist ein Oberlicht eingefügt, das sich hangabwärts gestaffelt vergrössert. Der kubische Baukörper ist mit einer feinen Lattung aus unbehandeltem Lärchenholz verkleidet und mit einem leicht asymmetrischen, flachen Satteldach aus einem patinierten, anthrazitgrauen Blech gedeckt. Die Asymmetrie resultiert aus der auch separat erschliessbaren Nebenzone mit Galeriegeschoss, die die Turnhalle flankiert und eine Mehrzwecknutzung ermöglicht macht. Zwei grosse Türen gegen den Schulhausplatz verbinden die Schulbauten. Die Doppelturnhalle sprengt die Körnung des pittoresken Brienzer Dorfkerns und es ist der Reduktion auf das Wesentliche und der Patina der Hölzer zu verdanken, dass sich die Halle dennoch sehr gut in den Kontext fügt.
Prix Lignum, 2012
Diebold-Schmid, Raymond: Die neue Turnhalle, in: Schule Brienz (Hg.): Die neue Turnhalle, in: Kontakt 3/2010, S. 9.
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