Nach der ersten Werkhalle kam das Bürohaus Küng: Im Nordosten von Alpnach, unmittelbar an der A8, hat sich ein Gewerbegebiet entwickelt, das architektonische Massstäbe setzt. Der Massivholzbau ist rund um einen skulptural geformten Sichtbetonkern entwickelt, der das Treppenhaus und die Nasszellen beinhaltet und in einer weithin sichtbaren Laterne endet. Die Fassade ist von einer vorgehängten Laubenzone in Eichenholz geprägt, die pro Geschoss etwas weiter auskragt. Die Kragbalken sind mit einer Zangenkonstruktion verbunden, die ebenso wie die dünnen Bodenplatten und das Staketengeländer eine Leichtigkeit generieren, die für einen Holzbau aussergewöhnlich scheint. Die Geschossdecke über dem Untergeschoss ist als Brettstapel ausgeführt. Das zweigeschossige Foyer ist mit einem Kamin ausgestattet und mit einem Boden aus 130 mm starkem Sumpfkalk belegt. Die anderen Decken sind als zweiachsig tragendes Gitternetz aus 36 mm starken Buchen- und Fichtenhölzern hergestellt. Somit ist sowohl eine geringe Deckenhöhe als auch eine stützenfreie Grundrissgestaltung möglich. Die Wandkonstruktion und die sägerohe Weisstannenschalung, die die Fassade kennzeichnet, sind Bestandteile des «Holzpur»-Systems: massive, mehrlagig verdübelte Gitterträger-Holzwände - ohne Klebeverbindungen und bei diesem Bau auch ohne Dämmung. Einen Kontrast setzen die mit CNC-gefrästen Ornamenten verzierten Verblendungen der Rolladenkästen, eine Remineszenz an die verzierten Zuglädenkästen der historischen Blockbauten. Das Bürohaus Küng besitzt die Behaglichkeit eines Wohngebäudes.
Prix Lignum, 202: Region Zentrum, Anerkennungspreis
Diethelm, Alois: Verborgene Vielfalt: Bürohaus Küng von Linhart Seiler in Alpnach, in: Werk, Bauen & Wohnen 9/2020, S. 18–23. – Herger, Franziska. Holzbau Küng baut und baut weiter, in: Bote der Urschweiz, 30.11.2018 (online).
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