Der Badepavillon spiegelt die von zahlreichen Reformbewegungen ausgelöste Begeisterung für Freiluft wie auch für Hygiene seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert wider: Damals existierten am Neuenburgersee sieben Bäder. Er wurde 1907 nach einem Brand des Vorgängerbaus im Auftrag des Bankiers Auguste-Antoine Borel, dem das benachbarte Schloss Gorgier gehörte, errichtet. Entsprechend wird angenommen, dass der Architekt Léo Châtelain, der für die Umbauten des Schlosses verantwortlich war, auch den Badepavillon errichtet hat. Der Badepavillon erhebt sich auf einer hölzernen Plattform in Form einer Pagode und beherbergt eine Männer- wie auch eine Frauenumkleidekabine. Abgesehen von der Gründung bietet der Kleinbau keine statischen Herausforderungen – entsprechend fiel der Fokus auf die Gestaltung des Holzkonstruktion. Die Schmalseiten des Ständerbaus sind in drei gleich breite, die Längsseiten in fünf verschieden breite Felder geteilt. Das Traggerüst ist verschalt und überwiegend mit schrägen Pfosten ausgefacht. Die Dekoration steigert sich gegen das geschwungene Schieferdach mit Dachreiter: Zwei rundbogig schliessende Gauben durchbrechen seeseits die Traufe. Der Dachvorsprung wird von filigranen Konsolen unterstützt, der Traufbereich ist mit spielerischen Auskreuzungen geschmückt. Der Badepavillon wurde 1996 demontiert. Die Gemeinde Gorgier übernahm den Bau, translozierte ihn in den Hafen von Chez-le-Bart und übernahm im Jahr 2000 die Restaurierung sowie die Verpflichtung der Instandhaltung dieses aussergewöhnlichen, denkmalgeschützten Baus im Schweizer Holzstil.
Bazzanella, Sylvie: Le pavillon des bains, in: notrehistoire.ch (24.7.2019). – Patrimonie architectural (Hg.): Pavillon, 19e siècle, bains publics (= fiche informatique 21-472 / référence 21.5.1.06.), Neuenburg 2007.
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