Der Künstler Hermann Haller (1880–1950) zählte in den 1920er-Jahren zu den wichtigsten Künstlern der Schweiz. Hallers Atelier wurde Anfang der 1930er-Jahre abgerissen. Um ihn in Zürich zu halten, überliess ihm die Stadt eine Parzelle am See, ursprünglich in fünfjährigem Baurecht. Da Haller vor seinem Kunststudium einige Zeit an der Architekturfakultät Stuttgart eingeschrieben war, entwarf er sein neues Atelier selbst, unterstützt vom damaligen Stadtbaumeister Hermann Herter. Der Kunstpavillon ist als kompakter Körper geformt und besitzt ein schlichtes Satteldach, welches als Pfettendach konstruiert ist. Der Bau gründet auf Punktfundamenten, die konventionelle Balkenlage mit Schiebboden liegt auf Stahlunterzügen auf und ist unterlüftet. Eine grosszügige Loggia bietet einen gedeckten Aussenraum. Das Atelier ist mit grossflächigen Dachfenstern gegen Norden optimal belichtet und besitzt eine sinnliche Stimmung. Eine Galerie bietet die Möglichkeit, eine andere Perspektive auf den Hauptraum und die Skulpturen zu erhalten. In den 1950er-Jahren machte Hallers Witwe das Atelier der Öffentlichkeit zugänglich. Die unmittelbare Nähe des einfachen Holzbaus zum populären Pavillon Le Corbusier sorgte lange Zeit für hitzige Debatten. Der Schweizer Holzbau der Zwischenkriegszeit besitzt bis anhin keine Lobby. Hallers einfaches Atelier gehört jedoch zu den wenigen, modernen Holzbauten aus Holz, die in dieser Zeit überhaupt entstanden sind.
Hollenstein, Roman: Die Atelierhäuser von Arnold Böcklin und Hermann Haller in Zürich und die Häuser von Ernst Ludwig Kirchner in Davos, in: Hüttinger, Eduard (Hg.): Künstlerhäuser von der Renaissance bis zur Gegenwart. Zürich 1983, S. 229. – Plüss, Eduard; von Tavel, Hans Christoph: Künstler-Lexikon der Schweiz. XX. Jahrhundert (Bd. 1). Frauenfeld 1963, S. 412.
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