Gewölbe sind seit jeher ein zentrales Thema im Sakralbau. In Oberengstringen wird man überrascht, wenn man durch das Portal der simpel anmutenden, verputzen Kirche tritt: Hinter dem Altar erhebt sich eine raumfüllende, vegetabile Holzstruktur. Das verschlungene Blattwerk aus einzelnen, kelchförmigen Holzelementen überdeckt den quadratischen Raum und formt eine Lücke über dem Altar, der dadurch einen Lichtakzent erhält. Die Holzkonstruktion wurde vom Künstler Sepp Carisch konzipiert und zusammen mit Leo Vock realisiert. Die Herausforderung bestand in der Biegung der Holzlamellen, für die Prozesse aus dem Bootsbau adaptiert und schlussendlich eine Dampfkammer eingerichtet wurde. Gewölbe sind Tragwerke, das Oberengstringer Lärchenholzgebilde ist lediglich eine Zierform, die jedoch eine ähnlich angenehme, einhüllende Wirkung generiert. Auch der Farbklang überzeugt. Interessant gestaltet sich der Vergleich mit dem Goetheaneum in Dornach BL, das 1928 eröffnet wurde und eine ähnliche Raumwirkung in Sichtbeton generiert. In Dornach war die Holzschalung verloren, in Oberengstringen wurde sie zur eigenständigen Kunstform erhoben.
Vock, Leo: Kunst und Handwerk in der Kirche, in: Schreinerzeitung 21/1986, S. 432–439. – Lignum (Hg.): Neuer Holzbau in der Schweiz. Mit Tradition und Erfahrung zu neuen Gestaltungen in Holz. Zürich 1985, S. 54–55.
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