Das spätbarocke Gasthaus Traube gehört zu den imposantesten Fachwerkbauten der Schweiz. Lange Zeit blieb dies jedoch im Verborgenen, denn der Bau war verputzt worden und lediglich historische Abbildungen sowie die Deckenbalken, die als Fries belassen worden waren, wiesen darauf hin. Die mineralische Deckschicht auf egalisierenden Schilfrohrmatten wurde 1967 entfernt, ebenso der vorgeblendete Bossenmauerwerksockel. Zugeschrieben wird der dreigeschossige Fachwerkbau mit Mansarddach dem Erbauer der zeitgleich errichteten, gegenüberliegenden Kirche: Hans Jakob Fisch. Zuletzt erfolgte in den Jahren 2014/15 eine denkmalgerechte Sanierung. Hierbei wurde der Originalzustand so weit als möglich wiederhergestellt und unter anderem zahlreiche Holzteile und -verzierungen erneuert. Dies stellte unter anderem bei den kunstvoll geschnitzten Schwellenhölzern eine grosse Herausforderung dar. Das engmaschige Fachwerkraster wird von einigen wenigen, diagonalen Streben durchbrochen. Die Fensterbrüstungen und das mittige Dachfenster sind mit geschweiften Holzverbindungen reich geschmückt. Im Unterschied zur Hausrückseite ist das Erdgeschoss der «Traube» auf der Schauseite und den Traufseiten massiv ausgefacht. Das Fachwerk ist ochsenblutrot gefärbt und kontrastiert mit den weiss verputzten Ausfachungen und den grünen Fensterläden. Die «Traube» steht für die repräsentative Bauaufgabe des Landgasthauses, das sich neben seiner Gestaltung auch durch eine besonders markante Lage auszeichnet und somit ausserordentlich ortbildprägend ist.
Roggwil «Traube». Nach fünfzig Jahren ist die stolze «Traube» wieder angemessen aufgewertet, in: Denkmalpflege im Thurgau (Bd. 19). Basel 2017, S. 148–149. – Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (Hg.): Das Bürgerhaus in der Schweiz. Kanton Thurgau (= Bd. 19). Zürich 1928, S. 36, Tafel 50.
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