1861 wütete in der Stadt Glarus ein Grossbrand, der den historischen Ortskern fast vollständig zerstörte. Das Doppelhaus an der Eichenstrasse gehört mit seinen Nachbarbauten zu den wenigen Gebäuden, welche die Katastrophe unbeschadet überstanden. Es wurde 1459 in lokaler Bautradition erstellt: als traufständiger Bohlenständerbau mit zwei Geschossen und flachem Tätschdach, der beidseits eines Mittelgangs zwei Hausteile umfasst. Im Erdgeschoss lagen in dreiraumtiefer Anordnung jeweils Stube, Küche und Vorratskammer. Im Obergeschoss waren mehrere Kammern untergebracht. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert fanden mehrere grössere Umbauten statt. Dabei wurde unter anderem die Binneneinteilung sowie die Fenstersituation verändert und der nördliche Hausteil aufgestockt. Zudem ummantelte man verschiedene Bereiche mit Mauerwerk und ersetzte einige Bohlenwände durch Bruchsteinmauern. Gegen Nordosten wurden Nebengebäude angebaut. Die ursprüngliche Bewohnerschaft gehörte vermutlich der Glarner Oberschicht an, besonders die sorgfältig gestaltete Bohlenbalkendecke über der Stube weist darauf hin. 2003 wurde das Gebäude renoviert, wobei die Vermauerung vor der Ostfassade des südlichen Hausteils abgebrochen wurde, sodass die mittelalterliche Bohlenständerkonstruktion wieder sichtbar ist. Der Bau ist ein eindrücklicher und seltener Zeuge der mittelalterlichen Glarner Baukultur.
Kanton Glarus, Denkmalpflege und Ortsbildschutz (Hg.): Inventarblatt. Eichenstrasse 18/20 (16.12.2021). – Pantli, Heinz; Widmer, Ambrosius (IBID): Restaurierungsdokumentation der Konstruktionen in Holz. Eichenstrasse 20, 8750 Glarus. Winterthur 2003. – Pantli H.; Roth, S. (IBID): Baugeschichtliches Gutachten Eichenstrasse 18/20, Glarus 2000 (Kanton Glarus, Denkmalpflege und Ortsbildschutz, Archiv).
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