Dieses Wohnhaus überrascht: Im modernen Holzbau dominiert in der Regel ein Raster die Konstruktion und entsprechend auch die Gestalt. Hier wurde hingegen in Flächen gedacht, Entwurf wie auch Herstellung waren digitale Pionierleitungen. Die Wandkonstruktion besteht aus 35 Millimeter starken Blockholzplatten, in die Löcher gestanzt sind. Aufgeklebte Rippen sorgen für die Aussteifung. Als Geschossdecken kamen Blockholzelemente zum Einsatz, auf die ein Zementunterlagsboden eingebracht wurde. Weitere statische Herausforderungen sind neben der Höhe des ausgesetzten, nicht unterkellerten Baukörpers, das weitgehend aufgelöste Erdgeschoss und der weit auskragende Balkon im 3. Obergeschoss. Während sich die vorgefertigte Konstruktion des Gebäudes hinter einem feingliederigen, vor Ort aufgebrachten Schindelschirm mit gerundeten Ecken verbirgt, sticht die Konsole unter dem Balkon als einziges konstruktives Element hervor. Im Inneren ist das Gebäude zweigeteilt, bergseitig jeweils ein einziger Raum angeordnet. Die Innenräume sind deckend weiss und zitronengelb gestrichen. Da die Wandelemente in den Ecken gestossen sind, ergibt sich hieraus eine ebenso homogene Gestalt wie bei der Aussenhaut. Das Planungsteam gehört zu den Schweizer Holzbaupionieren. Es hat in diesem Projekt Experimentierfreudigkeit bewiesen und die Entwicklung eines eigenständigen Ausdrucks des modernen Schweizer Holzbaus gefördert.
Gadola, Reto: Holzbau als Kartonage. Gestalterische Freiheit und freiwillige Bindung, in: Rüegg, Arthur (Hg.): Holzbau Fassaden. Konstruktion und architektonischer Ausdruck. Zürich 2002, S. 51–55.
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