Gebäude wie das Typenhaus «Diechtersmatt» stehen für eine gemässigte Moderne resp. den Versuch, das malerische, in der Regel recht opulente Chalet in ein für jedermann erschwingliches, ländliches Wohnhaus zu modifizieren. Vorfertigung, funktionale Grundrisse und Einpassung in den regionalen Kontext prägten die Entwürfe und standen Anfang der 1930er-Jahre in Konkurrenz zu Holzgebäuden, die im Stil der Moderne neue Akzente zu setzen versuchten. Die Holzbau AG Lungern versuchte, diesen Entwurf als Typenhaus zu etablieren. Es ist ein Fachwerkbau, der einen modernisierten alpinen Blockbau imitiert: Die Lochfenster sind nicht im Raster angelegt, sie suggerieren vielmehr einen Umbau, dessen Spuren mit einen Schindelschirm verdeckt wurden. Bauzier in Form von Schnitzwerk und Kerbungen findet sich an den Konsolbalken und den Sparren, die das steile, geknickte Satteldach tragen. Das Typenhaus besitzt einen sehr akurat ausgeführten, massiven Sockel, ganz offensichtlich kein Bruchsteinmauergeviert. Dem Eingangsbereich ist eine Veranda vorgelagert. Er ist im Hauptgeschoss angesiedelt – das Typenhaus weist noch keinerlei räumlichen Bezug zum Garten auf. Aus einem Bauerndorf wird ein Wohngebiet: Die Diechtersmatt steht für eine Epoche des Wandels in der Innerschweiz.
Bürgi, Frank: Frühmoderne Architektur aus der Fabrik. Die Holzbau AG Lungern 1925–1935, S. 138.
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