Das sogenannte «Tätschdachhaus» in Unterwaldstatt liegt in historischem Streusiedlungsgebiet. Seit 1875 führt unmittelbar westlich die Appenzeller Bahn vorbei. 1607 wurde das Wohnhaus freistehend errichtet. Die grosse Stallscheune wurde Ende des 18. Jahrhunderts im Südwesten angebaut, sodass ein Kreuzfirstbau entstand. Das Wohnhaus besteht aus einem gemauerten Sockel sowie einem Aufbau in Blockbauweise, der zwei Wohn- und ein Dachgeschoss umfasst. Das Dach ist als Pfetten-Rafen-Dach ausgebildet. Es ist steiler als bei älteren Tätschdachhäusern üblich und markiert den Übergang zu den steilen Giebeldächern, die ab dem 16./17. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Nagelschindeln Verbreitung fanden. Der Wohnteil war ursprünglich zweiraumtief und dreiraumbreit organisiert. Die Erschliessung erfolgte über den südwestlichen Flur. Im 19. Jahrhundert wurde das Haus gegen Nordosten erweitert, sodass eine zweite Erschliessung und zwei separate Wohnungen eingerichtet werden konnten. Die Fassaden behielten weitgehend ihre ursprüngliche Gestalt. Die südöstliche Giebelfassade zeichnet sich durch dichte Fensterreihen und eine kleinteilige Feldertäferung aus. Sie wird von einem Vordach geschützt, das auf der Ostseite in einen Wetterschild übergeht. Die übrigen Fassaden wurden verschindelt. Dort fasste man die Fenster mit Abwürfen und verzierten Seitenbrettern ein. 1878 wurde ein Sticklokal in die Scheune eingebaut. Der gut erhaltene Bau zeigt verschiedene Entwicklungen der Appenzeller Baukultur auf.
Hermann, Isabell: Die Bauernhäuser beider Appenzell. Appenzell Ausserrhoden / Appenzell Innerhoden. Basel 2004, S. 384–389.
Bilder