1802 liess die Familie Suter ein Bauernhaus mit Wohnteil, Tenne und Stall errichten. Nach regionaler Tradition entstand ein sogenannter Hochstudbau: eine Ständerkonstruktion, bei der die Firstständer durchgängig von der Schwelle bis zur Firstpfette reichen. Weitere Ständer, Rähmbalken und Bänder ergänzen die Tragkonstruktion. Die Verfüllung der Wände wurde im Wohnbereich mit Bohlen realisiert, im Ökonomieteil wurden in der Regel Verbretterungen erstellt. Einige Holzwände wurden später durch Mauern ersetzt. Gedeckt wurde der Bau von einem weit heruntergezogenen Walmdach, das als Pfetten-Rafen-Dach ausgebildet ist und ursprünglich mit Stroh gedeckt war. Im 19. Jahrhundert verdrängten Ziegel aus Brandschutzgründen die im Mittelland beliebten Strohdächer. Das Haus in Kölliken ist eines der wenigen in der Schweiz erhaltenen Beispiele, das nie eine vollständige Ziegeldeckung erhielt. Vor 1982 waren nur der First und wenige weitere Stellen mit dem teureren Deckmaterial versehen worden. 1982 wurde das Dach neu mit Schilf eingedeckt; langstieliges Getreidestroh war nicht mehr verfügbar. Während Schilfdächer früher Jahrhunderte überstehen konnten, musste die Dachhaut 2020 wiederum ausgetauscht werden, da neuartige Pilzkrankheiten und Umwelteinflüsse für einen viel rascheren Zerfall sorgen. Bei der Eindeckung wurden 36 Tonnen Schilf und 7 Kubikmeter Stroh verwendet. Aus letzterem flocht das Dachdeckerteam 360 Zöpfe, welche den empfindlichen Dachfirst abdecken. Das seit 1987 als Museum genutzte Gebäude ist ein wichtiger Zeuge der bis ins 19. Jahrhundert im Mittelland weit verbreiteten Strohdachhäuser.
Kantonale Denkmalpflege Aargau (Hg.): DSI-KLL005 Hauptstrasse 43, Strohdachhaus Dorfmuseum, 1802 (Dossier Denkmalschutzinventar, abgerufen am 14.8.2024) – Bergamini, Andreas: Sanierungsbericht Strohdachhaus Kölliken (16.10.2020, Archiv Kantonale Denkmalpflege Aargau).
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