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Stiva da Morts

Vrin, GR
2003
Bauzeit
2002 – 2003

Am Rand des Friedhofs, neben der barocken Dorfkirche steht die Stiva da Morts, die Totenstube. Sie beherbergt einen Aufbahrungs- und Andachtsraum im Erdgeschoss sowie einen Aufenthaltsraum mit Teeküche im Obergeschoss. Durch das abfallende Gelände ruht der Bau auf einem abgetreppten Betonsockel und ragt von der Kirche aus betrachtet nur um ein Geschoss über Bodenniveau auf. Die Totenstube wurde in Blockbauweise errichtet. Eine zweischalige Konstruktion ermöglicht eine gute Dämmung. Die Vorstösse über dem Obergeschoss kragen weit vor und tragen das mit Steinplatten gedeckte Dach, das zum Witterungsschutz beiträgt. Die Fenster sind je nach Situation innen oder aussen angeordnet und geben den Blick auf das Tal frei. Die Fassaden wurden mit Kasein behandelt – einem Gemisch aus Quark und Kalk – was nicht nur den Witterungsschutz ergänzt, sondern den Holzbalken auch einen weissgrauen Farbton verleiht. So gleicht sich der Holzbau dem hell verputzten Kirchenschiff an. Im Innern sind Wände, Treppe und feste Einrichtung grösstenteils aus Holz gefügt, das mit Schellack versiegelt wurde: Ein Lack, den man früher nutzte, um wertvollen Möbeln einen dezenten Glanz und eine gute Schutzschicht zu verleihen. Je nach Lichteinfall schimmern die hölzernen Oberflächen gelb bis golden und erzeugen eine sinnliche, dennoch heimelige Stimmung, die dem würdevollen Abschiednehmen angemessen ist. Die Gestaltung knüpft an die Tradition an, die Toten in der eigenen Stube oder im Schlafzimmer aufzubahren. Die Stiva da Morts zeigt eindrücklich, dass traditionelle Baumaterialien stimmungsvolle und dauerhafte Architektur schaffen können.

Adresse
Sut Vitg 53A, 7149 Vrin
Karte
Höhe
1450 müM
Lage
Hang
Kontext
Bergregion
Nutzung
Öffentlich
Tragwerk
Decke
Balken
Fassade
Holz
Geschosse
2
Untergeschosse
0
Literatur

Márquez Cecilia, Fernando; Levene, Richard C.: Gion A. Caminada, 1995–2021. Identidad, autonomía y resonancia, in: El Croquis. Madrid 2021, S. 29–43. – Mettler, Daniel; Studer, Daniel; Scheidt, Paula: Konstruktion. Basel 2021, S. 102–103. – Yoshida, Nobuyuki: Gion A. Caminada, in: A+U. Tokyo 2015, S. 20–29. – Kübler, Christof; Beckel, Inge: Heimat schafft, wer die Welt des Bekannten erweitert, in: Kunst + Architektur in der Schweiz 3/2015, S.12–21. – Gantenbein, Köbi: Bauen in Graubünden. Ein Führer zur zeitgenössischen Architektur (3. Aufl.). Zürich 2006, S. 186–189. – Bettina Schlorhaufer: Cul zuffel e l’aura dado – Gion A. Caminada. Luzern 2005, S. 38–49. – Walser, Daniel: Ein Haus für die Lebenden und die Toten. Die ‘Stiva da morts’ in Vrin von Gion A. Caminada, in: Bündner Monatsblatt. 1/2003, S. 90–94. – Dosch, Leza: Lernen von Vrin, in: Werk, Bauen + Wohnen 3/2003, S. 70–71. – Lerjen, Marie-Anne et al.: Stiva da morts. Gion A. Caminada, vom Nutzen der Architektur. Zürich 2003

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