Speicher waren in ländlichen Gebieten wichtige, ortsbildprägende Bauten. Sie dienten als Lagerraum für wertvolle Dinge wie gedroschenes Getreide, eingelegtes oder getrocknetes Fleisch, Dörrfrüchte, Kleider, Stoffe sowie Geld und Urkunden. Je nach Region und Vermögen der Besitzer waren die Bauten unterschiedlich gestaltet. Kennzeichnend ist, dass es sich um separat stehende und damit vom offenen Feuer des Haupthauses geschützte Gebäude handelt. Mit dem Strukturwandel in der Landwirtschaft wurden Speicher seit dem 19. Jahrhundert zunehmend obsolet und vielerorts abgebrochen. Der 1710 in Freudwil errichtete Speicher ist eines der wenigen, bis heute erhaltenen Beispiele. Er wurde gemäss Inschrift im Auftrag des Hausherrn Jacob Hürlimann von «Tischmacher Jacob Morf» errichtet. Wie in der Region üblich, besteht er aus einem gemauerten Sockel, einem Geschoss in Blockbauweise und einem zweiten in Ständerbauweise. Es wurden zwei Blockkammern mit separaten Eingängen realisiert. Die Bohlen sind mit einer Schwalbenschwanzverbindung verkämmt, was ein besonders dichtes und festes Gefüge garantiert, sodass das Lagergut optimal vor Feuchtigkeit und Schädlingen geschützt ist. Gemäss dendrochronologischer Untersuchung wurden sämtliche Bauhölzer 1708/09 gefällt. Seit 1979 ist der Speicher als wichtiger Zeuge der ländlichen Baukultur im Denkmalinventar verzeichnet. 2011 wurde er umfassend restauriert und unter Schutz gestellt.
Böhmer, Roland: Uster, Freudwil, Im Dörfli, Speicher Vers. Nr. 1188, in: Zürcher Denkmalpflege. 21. Bericht 2011–2012, Egg 2017, S. 220–223.
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