Dem Wettbewerbsprogramm zum Bau der Schweizerischen Holzfachschule lag die naheliegende Prämisse zugrunde, einen wegweisenden Holzbau zu errichten. Die Realisierung in den Jahren 1997 bis 1999 markierte den Aufbruch in eine neue Ära, in der die Schweizer Holzbautechnik zu einem internationalen Massstab wurde. Die Konstrukteure schlugen eine innovative Lösung vor, die die damaligen Brandschutzansprüche erfüllte, und bereiteten damit entscheidend den Weg für den mehrgeschossigen Holzbau, der 2015 zu einer Änderung des Baugesetzes und der Möglichkeit Holzhochhäuser zu bauen, führte. Das 94 Meter lange Bieler Schulhaus ist selbstbewusst und dicht zwischen die vorhandenen Pavillons und Werkstätten des Campus gesetzt. Es besitzt nur ein rudimentäres Untergeschoss, welches auf vorgefertigten Beton-Rammpfählen gründet. Die betonierte Erschliessungszone mit vorgespannten Geschossdecken ist auf drei Etagen von Schulzimmern in Skelettbauweise mit Wänden in Holzrahmenbauweise dreiseitig umrahmt. Diese sind als statisch wirksame Scheiben ausgebildet, lagern aussen auf punktförmigen Sockeln, im Inneren hingegen auf dem betonierten Kern und dienen so der Aussteifung in Gebäudelängs- und querrichtung. Die Wandelemente bestehen aus 9,6 x 3,5 Meter langen Elementen – angeordnet im Raster der Schulzimmer. Die grossen Fensteröffnungen erforderten Brettschichtholz-Brüstungsträger. In der Horizontalen wurden Lignatur-Tafeln eingesetzt: industriell gefertigte, verleimte Kastenelemente aus Tannenholz, welche dem bauzeitlichen Stand des Wissens bzgl. Schwingungen entsprechen. Zwischen den Schulzimmern sind Loggien angeordnet. Das etwas zurückspringende 3. Obergeschoss beherbergt die Bibliothek und Büros. Die Besonderheit des Baus liegt neben seiner Dimension und Gestaltung in der Symbiose zweier statischer Systeme zu einem harmonischen Raum- und Konstruktionskontinuum. Die Fassaden sind mit 30 mm unbehandeltem Eichenholz beplankt – vorgesehen war eigentlich Kastanie – und nehmen in ihrer Ausrichtung die dahinterliegende Tragstruktur auf. Die Bekleidung der Korridore besteht aus Metallplatten, die übrigen Räume erhielten eine Wandbekleidung aus Föhrenholz.
Conzett, Jürg; Bronzini, Gianfranco; Gartmann, Patrick: Forme di strutture. Wädenswil 2007, S. 36–43. – Rueeg, Arthur; Gadola, Reto; Lauener, Donatus: Holzbau. Fassaden. Zürich 2002, S. 58–63. – Meili, Marcel; Peter, Markus: Schweizerische Hochschule für die Holzwirtschaft, Biel. Sulgen 2000. – Messeure, Anna; Tschanz, Martin; Wang, Wilfried: Architektur im 20. Jahrhundert. Die neue Sammlung, Schenkungen und Akquisitionen 1995–1999. Frankfurt 1999. – Messeure, Anna; Tschanz, Martin; Wang, Wilfried: Architektur im 20. Jahrhundert: Schweiz. Frankfurt 1998, S. 318–319.
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