Die Kirche Wädenswil ist ein Werk der Brüder Grubenmann, dreier Zimmermänner und Baumeister, die ihr Wissen aus dem Brückenbau zum Bau innovativer Kirchenräume nutzten. Ihre Lösungen eigneten sich ideal zur Schaffung grosser, stützenloser Räume, die im protestantischen Zürich zur Ausbildung von Querraumkirchen beliebt waren. Auch die Kirche in Wädenswil zählt zu diesem Typus. Sie besteht aus einem stützenlosen Raum von 18 mal 35 Metern, der von einer stuckierten Gipsdecke überfangen wird. Ein Walmdach mit Quergiebel vor dem Südwestturm deckt das Gebäude. Das komplexe Dachwerk trägt sowohl die Dachhaut als auch die darunterliegende Stuckdecke. Dies gelang, indem die Bundkonstruktionen aus Sparrenbindern und Sparrenhilfsbindern mit zwei Hauptbindern in Längs- und Querrichtung versteift und durch Kehl- sowie Gratbinder ergänzt wurden. Mithilfe von Hängesäulen wird die Last der Stuckdecke über das Dachwerk auf die Aussenmauern übertragen. Da der Lastabtrag nicht ideal funktionierte, kam es bald nach Fertigstellung zu Absenkungen und Verschiebungen, die mit Verstärkungen stabilisiert wurden. Dem Brückenbau entlehnt ist ebenfalls die Konstruktion der drei Emporen, die mithilfe eines doppelten Sprengwerks stützenlos von Wand zu Wand gespannt wurden. Die Holztragwerke ermöglichten die Gestaltung eines weiten Raumes, der durch die Rundung am Übergang zur Decke sowie die elegant geschwungenen Formen der Emporen eine beeindruckende Raumwirkung entfaltet.
Gadola, Reto: Tragwerk und Raumform in Grubenmanns Kirchen, in: Espazium.ch (21.1.2012, Rev. 1.9.2015) – Ziegler, Peter: Reformierte Kirche Wädenswil. Wädenswil 2005. – Ruoss, Norbert: Ref. Kirche Wädenswil. Dachstuhluntersuchung vom August 1998. Zürich 1998 (Archiv Kantonale Denkmalpflege Zürich). – Killer, Josef: Die Werke der Baumeister Grubenmann. Basel, Boston, Stuttgart 1985, S. 122–142.
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