Max Bill errichtete für die Expo ‘64 einen temporären Bau am Ufer des Genfersees, der jedoch anschliessend nicht wie geplant demontiert, sondern als Theater weiterbetrieben wurde. Es ist eine grosse Herausforderung, neben einem Bill-Bau zu bauen: Dieser Herausforderung nahm sich Yves Weinand im Rahmen des IBOIS-Forschungslabors der EPFL an. Der Pavillon de Vidy besteht aus elf Raumkörpern, die zwischen 16 und 20 Metern weit spannen. Die Holzkonstruktion des Daches und der Wände bestehen aus 45 Millimeter starken Buchensperrholzplatten. Der Raum ist stützenfrei, die Aussteifung erfolgt durch die Faltung der Wände und der Decke, die an Origamistrukturen orientiert ist. Die Fügungen wurden mittels Zapfenverbindungen hergestellt, die in dieser Form erstmals auf ein Gebäude übertragen wurden – ganz ohne Metallelemente. Dies ermöglicht (theoretisch) eine Demontage, erforderte aber auch eine äusserst präzise Vorfertigung. Diese dauerte ein Jahr, die Bauzeit betrug hingegen nur 10 Tage. Der kristalline Pavillon ist mit hellgrau gefärbten, sägerohen Latten ummantelt. Der eingezogene Vorbereich kontrastiert in naturbelassenem Holz. Der Innenraum ist ebenso puristisch gestaltet, er mutet roh und technisch an. Die versenkbare Tribüne ist frei im Raum platziert. Max Bill würde diese ausdrucksstarke, konstruktiv und technisch wegweisende Erweiterung gefallen …
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