Der Nägeliseehof ist ein Aussiedlerhof, der nach erfolgreichen Güterzusammenlegungen neu errichtet werden konnte. Der Bauherr Karl Schelbli beauftragte mit Berta Rahm die erste Architektin, die in den SIA aufgenommen worden war. Beide verband eine Dänemark-Leidenschaft und so wurde der Hof zu einer gestalterischen Innovation. Neben dem wohl ersten Offenstall der Schweiz, der wenig später geschlossen wurde, löste sich Bertha Rahm in Hallau auch von dem traditionell-ländlichen Landistil, der die Nachkriegszeit prägte. Der Hof umfasst ein Wohnhaus und eine Stallscheune, die um einen Klinkerbau erweitert wurde. Die ebenfalls später ergänzte Gaststube und das Stöckli sind hingegen gestalterisch am «dänischen» Kernbau orientiert. Wohnhaus und Stallscheune sind leicht gestaffelt aneinandergereiht und – auch dies war eine Innovation – mit einer Schleuse aus Wasch- und Wirtschaftsräumen verbunden. Die Holzkonstruktion des Wohnhauses schliesst im Westen in einer betonierten Brandschutzwand. Die Deckelschirmschalung ist braunrot gestrichen. Die Fenster sind mit grünen Klappläden versehen, in die Blattornamente eingeschnitten sind. Das Satteldach ist asymmetrisch geschnitten und birgt auf der Nordseite eine Laube. Im ehemaligen Offenstall korrespondiert die einfache Holzkonstruktion mit der Boxenbreite. Die nachträgliche Brettschalung ist offen gesetzt. Der Südseite ist ein offenes Aussenlager, eine feingliedrige Holzgerüstkonstruktion, vorgeblendet, die das Bauvolumen akzentuiert.
Sauter, Marion; Furrer, Benno: Nägeliseehof, in architekturbibliothek.ch (2019)
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