Das Künstlerhaus Boswil hat eine lange Geschichte. Es geht auf einen 1699 errichteten bäuerlichen Vielzweckbau mit Wohnteil, Tenne und Stall zurück. Beim Wohnteil handelt es sich um eine Bohlen-Ständer-Konstruktion mit durchlaufenden Firstständern (Hochstud). Der als Massiv- und Ständerbau erstellte Ökonomieteil wurde im 19. Jahrhundert stark umgebaut und vergrössert. Nachdem das Gebäude lange als Sigristen- und Pfarrhaus gedient hatte, kam es 1953 in den Besitz der Stiftung Künstlerhaus Boswil und diente seither Künstlern als Zuhause und Atelier. 2014 fasste man eine Umnutzung in ein «Haus der Musik» ins Auge und schrieb einen Studienauftrag aus. Das Siegerprojekt von Gian Salis kam bis 2021 in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege zur Umsetzung. Die geschickte Verteilung der neuen Nutzungen im Haus ermöglichte, den Charakter der bestehenden Räume optimal zu nutzen: die Kammern wurden zu heimeligen Gästezimmern, die Täferstuben zu Büros, die Dachgeschosse zu hellen Proberäumen. Das über die Jahrhunderte abgedunkelte Holz wurde dabei geschickt mit neuem, hellem Fichten- und Tannenholz kombiniert. Das Fundament und die Tragstruktur wurden wo nötig erneuert oder ertüchtigt. Über dem alten Dachwerk wurde ein neues angebracht, das mit den historischen Biberschwanzziegeln gedeckt wurde. Ein objektspezifisches Brandschutzkonzept machte es möglich, viele Holzoberflächen auch im vertikalen Fluchtweg zu erhalten. Entstanden ist ein eindrücklicher Bau, der historische und zeitgenössische Architektur gewinnbringend verflicht.
Kantonale Denkmalpflege Aargau (Hg.): DSI-BOSO14, Bachstrasse 30, 17. Jh. (Dossier Denkmalschutzinventar, abgerufen am 21.8.2024) – Kantonale Denkmalpflege Aargau (Hg.): Das Sigristenhaus von Boswil – ein Bauernhaus wird zum Haus der Musik, in: ag.ch, Fix und fertig, Berichte über abgeschlossene Sanierungen (2021, aktualisiert: 24.7.2024) – Peterson, Palle: Eins unters Dach gekriegt, in: Hochparterre 8/2021, S. 41–44. – Fischer, Danielle: Den Klang des Themas variieren, in: espazium.ch (15.10.2021). – Gratz, Lucia: Klingendes Hochstudhaus, in: Heimatschutz/Patrimoine 4/2021, S. 30–31.
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