HBKtalk — N°012 Mehr Infos
0:00

Kapelle Sogn Benedetg

Sumvitg, GR
1989
Architektur
Tragwerksplanung
Bauzeit
1985 – 1989

Bei einem Lawinenunglück im Jahr 1984 wurde die steinerne Dorfkapelle zerstört. Als Gewinner des Architekturwettbewerbs konnte Peter Zumthor in den Folgejahren einen hölzernen Neubau an einem nahen, jedoch weniger gefährdeten Ort errichten. Der tropfenförmige Solitärbau hebt sich aufgrund seiner aussergewöhnlichen Form von der lokalen Bautradition ab. Er besitzt einen feinen Schindelschirm, das Dach scheint ob des umlaufenden Oberlichtbands zu schweben, der Glockenturm steht frei und ist auf ein Holzgerüst reduziert. Jürg Conzett, damals Mitarbeiter im Atelier Zumthor, schlug für die geometrische Annäherung an den aussergewöhnlichen Grundriss die Lemniskate, eine Schleifenform, vor. Mit dieser Geometrie konnte die Statik präzis berechnet werden. 37 feingliedrige Stützen gliedern den Innenraum und gehen in das sichtbare Dachwerk über. Der Dachkonstruktion liegt ein Stahlring zugrunde, der sich um die Fusspfette schmiegt – so wie früher Wagenräder fabriziert worden sind. Der Innenraum ist lichtdurchflutet. Der Lichteinfall durch das Oberlichtband reflektiert in der silberfarbenen Pigmentierung der Wände. Die feierlich-sakral anmutende Farbgebung wurde von den Künstlern Jean Pfaff und Gieri Schmed entwickelt. Das Gesamtergebnis ist ein aussergewöhnlicher Bau, der die Schweizer Architektur prägte und dem Baustoff Holz den Weg für den Einsatz in der zeitgenössischen Architektur eröffnete.

Adresse
Vitg 221, 7174 Sumvitg
Karte
Höhe
1288 müM
Lage
Hang
Kontext
Bergregion
Nutzung
Öffentlich
Tragwerk
Decke
Balken
Fassade
Holz, Beton
Geschosse
1
Untergeschosse
0
Auszeichnungen

Neues Bauen in den Alpen, 1992
Auszeichnung für gute Bauten Graubünden, 1994

Literatur

Bündner Heimatschutz (Hg.): 52 beste Bauten: Baukultur Graubünden 1950–2000, Zürich 2020, S. 104–105. – Zumthor, Peter: Bauten und Projekte (Bd. 1), Zürich 2014, S. 49–64. – Brühwiler, Ralph: Holz kann die Welt verändern: Wie Hermann Blumer dem Werkstoff Holz zu neuem Wachstum verhilft. Herisau 2013, S. 59–61. – Zumthor, Peter: Jürg Buchli, 1944–2010, in: TEC21 11/2010, S. 14. – Eckhard, Schneider; Zumthor, Peter: Peter Zumthor, Bauten und Projekte: 1986–200, in: Ausstellungskatalog Kunsthaus Bregenz. Bregenz 2007, S. 24. – Brentini, Fabrizio: Bauen für die Kirche. Katholischer Kirchenbau des 20. Jahrhunderts in der Schweiz, Luzern 1994, S. 257–261. – Steinmann, Martin: Peter e Annalisa Zumthor: Cappella a Sogn Benedetg, Svizzera, in: Domus 11/1989, S. 44–45. – Zumthor, Peter: Die Verwandtschaft der Formen. Kapelle in Sogn Benedetg, in: Werk, Bauen + Wohnen 4/1989 S. 24–30. – Bearth, Martin: Dem neuen Sogn Benedetg zum Geleit, in: disentis 55/1988, S. 97–117.

Hinweis zum Urheberrecht

Bitte beachten Sie die Hinweise zum Urheberrecht.

Bilder

Datenschutzhinweis

Diese Webseite nutzt externe Komponenten wie Google Maps. Dazu werden Cookies gespeichert. Mit einer Erlaubnis der Verwendung der externen Komponenten ist mitunter eine allfällige Übermittlung von Daten in die USA verbunden. Notwendige Cookies wie Session-Cookies werden immer geladen.

Sie können Ihre Auswahl jederzeit unter Datenschutzinformationen widerrufen oder anpassen.