Der Architekt August Ernst Künzel war tiefgläubig und stiftete in Ramlisberg eine Kapelle. Geprägt von Skandinavienreisen, konzipierte er einen Holzbau. Grundlage bildet ein Holzskelett, dessen Stützen leicht nach aussen geneigt sind. Der Giebel ist an den beiden Schmalseiten der Kirche unterschiedlich weit hochgezogen und das Satteldach in der Mitte abgeflacht, sodass mit einfachen Mitteln eine spannende, asymmetrische Form entsteht. Der Tiefpunkt des Firsts ist mit einem Dachreiter akzentuiert. Eine diagonale Holzverschalung innen wie aussen verstärkt den dynamischen Charakter des Baus. Der Innenraum wirkt licht und weit, weil beim Dachwerk auf Ankerbalken verzichtet wurde und so eine grosse Raumhöhe generiert werden konnte. Die Stützenzwischenräume sind mit schmalen, raumhohen Fenstern gefüllt. Die Scheiben sind getönt, es geht nicht um den Ausblick, sondern um die sakrale Atmosphäre. Der Blick wird so zum Chor gelenkt, der mit einem grossen, fünfeckigen Fenster geschlossen ist. Vor diesem steht ein Kreuz und verbindet die Kirche mit der Natur. Der Sakralbau in Holz hat – abgesehen von Bergkapellen – in der Schweiz keine Tradition. Die Donation des Architekten zeigt neue Qualitäten auf.
Pronay, Andreas: Das Gotteshaus in Ramlisburg, in: Baselbieter Heimatblätter 2–3/2013, S. 41–45.
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