Im Zentrum des historischen Ortskerns von Oberurnen steht als Kopfbau einer Häuserzeile eines der ältesten Gebäude im Kanton Glarus. Es handelt sich um einen Bohlen-Ständer-Bau auf einem gemauerten Sockel, der später gegen Norden erweitert wurde. Ein Flur auf der Westseite erschliesst die Geschosse. Bei der sanften Renovierung von 2023/24 legte man im Innern die historischen Wände frei. Beeindruckend sind die teils 40x40 Zentimeter starken Ständer und Rähmbalken sowie die angeblatteten und mit Holznägeln gesicherten Fuss- und Kopfbänder. Teilweise sind Abbundmarken sichtbar, die von den Zimmerleuten bei den Vorbereitungsarbeiten auf dem Bauplatz angebracht wurden. Von der historischen Ausstattung haben sich ein Täfer mit profilierten Leisten, ein Kachelofen sowie verschiedene Fenster und Türen mit kunstvollen Eisenbeschlägen erhalten. Die Aussenfassaden wurden neu isoliert und mit einer vertikalen Holzschalung ummantelt. Im Sockelgeschoss retuschierte man die ornamentalen Malereien über den Fenstern. Das historische Pfetten-Rafen-Dach wurde zur Isolierung aufgedoppelt und gegen innen zwischen den Rafen verbrettert. Das sehr gut erhaltene Gebäude ist ein wertvoller Zeuge der Glarner Baukultur und zeigt eindrücklich, dass mittelalterliche Holzbauten bis heute komfortablen und dauerhaften Wohnraum bieten können.
Neeracher, Margrit: Ein Kleinod für Geschichtsinteressierte – Das bislang älteste Haus im Kanton, in: Glarus 24, 8.7.2024. – Kanton Glarus, Denkmalpflege und Ortsbildschutz (Hg.): Inventarblatt. Zeilenbebauung Rüfistrasse, Oberurnen (14.12.2021).
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