Inspiriert von seinen Reisen nach Skandinavien liess sich der Schreinermeister Ommerli ein Haus am Berner Stadtrand planen. Das zweiflüglige Haus öffnet sich zum nahen Wald und schirmt den Gartenplatz vom nahen Bahngleis ab. Der Versuchsbau wurde in Zusammenarbeit von Brechbühl und Steiger in Tafelbauweise im eigens konzipierten System Chasseral erstellt. Aufgrund der unregelmässigen Grundrissform beschränkte sich die angestrebte Vorfertigung jedoch auf die Aussenwände und die Standardisierung der konstruktiven Ausbildung der Anschlüsse. Das Haus ist mit einer Deckleistenschalung in Schwedenrot ummantelt, die den Bezug zum hohen Norden verstärkt. Die Schlafräume liegen im Gebäudeteil an den Gleisen und sind dank eines Korridors vor der direkten Lärmbelastung geschützt. Das grosszügige Wohnzimmer nimmt den gartenseitigen Gebäudeteil ein. Die Dachbinderkonstruktion ist sichtbar belassen, was den Raum grösser erscheinen lässt. Im Gegenzug zum roten Aussenraum ist die Stube in halb deckender Emulsionsfarbe in lichtem Graugrün gestrichen. Das Haus Könizbergwald zeugt von innovativen Ansätzen mit Bestrebung zur Vorfabrikation und stellt ein gelungenes Beispiel der Architektur der Jahrhundertmitte dar.
Denkmalpflege BE (Hg.): Bauinventar der Stadt Bern: Inventarblatt Holligenstrasse 102 (Stand 2017). – Wieser, Christoph: Erweiterung des Funktionalismus 1930–1950 mit Beispielen aus der Schweiz und Schweden (Diss.). Lausanne 2005, S. 193, 201. – Jakob, Ursina: Ereignisse: Hans Brechbühler, in: Hochparterre 4/1991, S. 17. – Steiger, Eric A.; Brechbühler, Hans: Die Montagebauweise «Chasseral», in: Wohnen 23/1948, S. 191–193. – Vier kleine Wohn- und drei Ferienhäuser, in: Das Werk 33/1946, S. 193–195.
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