Der Blockbau an der Hauptstrasse wurde 1611 auf die Sockelmauern eines Vorgängergebäudes gesetzt. Mit je zwei Haupt- und Dachgeschossen weist er eine beachtliche Grösse auf. Ursprünglich war er wie die meisten Zuger Blockbauten im ersten Wohngeschoss in eine Stube- sowie eine Nebenstube auf der Strassenseite sowie in Küche und Kammer auf der Rückseite aufgeteilt. Ein quer zum First verlaufender Gang sorgte für die Erschliessung. In den Obergeschossen lagen beidseits des Mittelgangs weitere Kammern, ergänzt um traufparallele Lauben, die einst als zusätzliche Lagerfläche dienten. Das Dach wurde als Steildach ausgeführt, während in der Region zeitgleich noch flachgeneigte Dächer üblich waren. Klebdächer dienen als konstruktiver Holzschutz. Die Bohlen der Geschossdecken wurden mithilfe von Treibläden verkeilt, die sich an der Fassade abzeichnen. Die Grösse sowie der Bauschmuck in Form spitzbogiger Türöffnungen im Sockelgeschoss oder Klötzchenfriesen an den Fensterbrüstungen geben dem Gebäude einen repräsentativen Charakter. Vermutlich handelt es sich bei diesem nahe der Kirche stehenden Bau um das ehemalige Pfarrhaus von Oberägeri, das später als Wohn- und Schulhaus genutzt wurde. Im Jahr 1990 fand ein Umbau statt, bei dem die ursprünglichen Fensterreihen auf der Schauseite rekonstruiert wurden. Zudem hob man im Wohngeschoss die Trennung in Stube- und Nebenstube auf, um eine gekehlte Bohlen-Balken-Decke in gotischem Stil einbauen zu können, die aus einem abgebrochenen Haus stammte. Das ehemalige Pfarrhaus ist ein gut erhaltenes Beispiel für einen repräsentativ gestalteten Blockbau des frühen 17. Jahrhunderts. Es gilt als einer der frühesten Blockbauten der Region, die ein ursprüngliches Steildach besitzen.
Amt für Denkmalpflege und Archäologie (Hg.): Inventarblatt, Oberägeri, Hauptstrasse 7. Stand 2023 (Archiv Denkmalpflege- und Archäologie, Zug). – Grünenfelder, Josef: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Neue Ausgabe, Bd. 1, Das ehemalige äussere Amt. Bern, Basel 1999, S. 285–286.
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