Seit dem 16. Jahrhundert stand an der Hohlgass vermutlich ein grosses Bauernhaus mit Tenn und Stall. Ab dem 17. Jahrhundert wurde der Bau mehrfach umgebaut, sodass ein langgezogenes Gebäude mit mehreren Wohnteilen entstand: ein sogenannter Flarz. Solche «frühneuzeitlichen Reihenhäuser» sind besonders für das Zürcher Oberland typisch. Der Bautyp entstand dort in Folge wirtschaftlicher Umwälzungen, die mit der Protoindustrialisierung im 16. Jahrhundert einsetzten. Grosse Teile der Bevölkerungen gaben zwischen dem 16. und 18. Jahrhunderts die Landwirtschaft auf und arbeiteten hauptsächlich als Heimarbeitende in der Textilindustrie. Stall und Tenne wurden nutzlos, im Gegenzug waren gut belichtete Stuben für Web-, Spinn- oder Stickarbeiten gefragt. Der sogenannte Bockhorn-Flarz ist ein typisches Beispiel für diese Entwicklung. Konstruktiv handelt es sich um einen zweigeschossigen Bohlenständerbau mit gemauertem Sockelgeschoss. Die unregelmässige Lage der Ständer zeigt an, dass der Bau etappenweise unterteilt wurde. Bis zum 19. Jahrhundert entstanden vier quer zum First liegende Hausteile mit dreiraumtiefer Gliederung. In diese waren zeitweise bis zu sechs Wohnungen integriert. Gegen Süden ist die Bohlenständerkonstruktion gut erhalten, genauso wie die typischen Fensterreihen mit ihren Fallläden, die mit aufwändigen Schnitzereien und Malereien verziert wurden. Gegen Norden wurden einige Holzwände durch Mauerwerk ersetzt oder verschalt. Seit 1972/73 steht das Gebäude als einer der besterhaltenen Flarzbauten der Region unter Denkmalschutz und zeugt von den wirtschafts-, sozial- und baugeschichtlichen Entwicklungen der Neuzeit.
Denkmalpflege Kanton ZH (Hg.): Versch. Inventarblätter und publizierte Unterlagen. Bockhorn-Flarz, Pfäffikon, Hohlgasse 1-11. (Archiv Denkmalpflege Kanton Zürich) – Frei, Beat: Die Bauernhäuser des Kantons Zürich (Bd. 2). Das Zürcher Oberland. Baden 2002, S. 183–186. – Zollinger, J.: Das Bockhorn-Haus im Rutschberg, in: Heimatspiegel 1/1971, S. 1.
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