Unter den wirtschaftlich schwierigen Bedingungen des Zweiten Weltkriegs wollte Fabrikant Willi Blattmann seinen Arbeitern günstigen Wohnraum mit Garten zur Selbstversorgung anbieten. Mit den Architekten Fischli und Stock, der Unterstützung der Gemeinde und weiterer Industrieller gründete er eine Genossenschaft, erwarb Land im Baurecht und bot letzteres den betriebseigenen Arbeitern mithilfe preiswerter Hypotheken zum Kauf an. Fischli und Stock verschrieben sich einer günstigen und dennoch komfortablen Bauweise. Um zu sparen, hielt man Zimmer, Küche und Nebenräume möglichst klein und einfach, nur am zentralen Wohnraum wurde kein Platz gespart. Für den Bau nutzten sie günstige Materialien und handliche Bauweisen, sodass die neuen Hausbesitzer als Arbeitskräfte beteiligt werden konnten. Schliesslich entstanden neun Häuserzeilen und zwei Einfamilienhäuser, die sich treppenartig an den Hang über den Zürichsee schmiegen. Die Sockelgeschosse wurden aus Kalksandstein gefügt und boten Platz für Schopf und Keller, darüber liegen die Wohnräume, die nach amerikanischem Vorbild als «balloon frames» errichtet wurden. Rückwertig schliesst ein gemauerter Zwischentrakt an, der Küche und Bad beherbergt. Die äusserst schwach geneigten Pultdächer zog Fischli bewusst weit über die Fassaden hinaus. Sie bieten einen guten Witterungsschutz und sorgen für einen prägnanten Ausdruck. Das Ensemble ist ein wichtiges Beispiel einer philanthropischen Siedlung der 1940er Jahre. Die funktionale und dennoch effektvolle Architektur ist optimal auf die Hanglage abgestimmt und stellt ein frühes Beispiel einer Terrassensiedlung dar. Ein Schutzvertrag mit der Denkmalpflege ermöglicht eine qualitätvolle Weiterentwicklung.
O.A.: Freie Sicht auf den Zürichsee. Die Arbeitersiedlung Gwad in Wädenswil, in: einst und jetzt 6/2014, S. 4–13. – Jost, Karl: Arbeitersiedlungen, in: Ders.: Hans Fischli – Architekt, Maler, Bildhauer. Zürich 1992, S. 66–74. – Fischli, Hans: Siedlung Gwad in Wädenswil, in: Das Werk 32/1945, S. 271–276.
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